Jahresrückblick 2023

Geburt einer Jubiläumstorte

Ich bin ein Ei. Weiß, oval, mit pinkfarbenem Stempel und von einem glücklichen Huhn, daher ein wenig
verschmutzt. Tja, nun lieg ich schon ein paar Tage hier im Kühlschrank von Dagmar rum. Eigentlich soll
aus mir ja eine Jubiläumstorte werden. Da müsste mit mir aber mal langsam was passieren, hab doch
gerade meine fruchtbare Phase!

Oooooh, da scheint sich etwas anzubahnen. Ich lande zumindest schon einmal in einer Schüssel, hoffent-
lich bleib ich nicht lang allein.

Aber die Bäckerinnen müssen wohl erst einmal beratschlagen – wir haben ja auch erst den 27.1., da ist eine
Generalversammlung passend. Die meisten Sängerinnen sind da, es wird viel gesprochen, beratschlagt und
geplant. Am Ende steht zumindest das Rezept für die Jubiläumstorte fest. Da bin ich mal guter Hoffnung.

Bevor der Ofen angeheizt wird, kann ich ja mal auf die Zutatenliste schielen. Also man nehme:

8 Eier
1 Jahres-Auftaktprobe
10 x anstrengende Sonderproben
1 Messgestaltung
1 Marienandacht
15 Neue Lieder – nach Geschmack
1 Jubiläumsfest mit Comedian
150 g Antfeld
1 Probenwochenende
1 Weihnachtsfeier
1 Generalprobe mit Klavier und Pianistin
1 Weihnachtskonzert
3 lockere Ferienzeiten

Mann o man, was `ne Zutatenliste und auch nicht ganz preiswert. Was ich noch nicht verstehe ist,
dass die Zubereitung fast ein ganzes Jahr dauern soll. Was soll das denn für eine exquisite Torte
werden? Ich lass mich mal überraschen, also los geht’s mit dem Backen.

1. Boden:
8 Eier – trennen. Das Eigelb mit der Jahres-Auftaktprobe in Berge schaumig schlagen, nach und
nach die Lieder für die Gedenkmesse an die verstorbenen Sängerinnen ganz vorsichtig unterheben.
„Aufbruch wagen“, „Meine Zeit ist in deinen Händen“, „Aller Augen/Mein Mund verkünde“. Bei 180 °C
abbacken und gut auskühlen lassen. Zur Seite stellen.

2. Boden: 
Die 8 Eiweiß mit einer Prise Salz aufschlagen, 3 Marienlieder hinzufügen. Besonders lecker sind „Oh
himmlische Frau Königin“, „Maria, Maienkönigin“, „Glorwürdge Königin“. Alle 3 unterheben und eben-
falls bei 180°C abbacken und auskühlen lassen. Auch diesen Boden zur Seite stellen.

Füllung:
Für die Füllung benötigen wir zwei neue Lieder. „Die Rose“ und „Dieser Tag war schön“ eignen sich gut,
brauchen aber als Geschmacksverstärkerzwei Gassenhauer. „Welch ein Tag“ und „Amsterdam“ runden
die Füllung geschmacklich ab. Mit einer Prise „Lasst uns Singen“, von der Bäckergemeinschaft Klang-
farben-MGV alles gut abschmecken und abgedeckt an einem kühlen Ort stehen lassen.

Für die Knusperschicht vermischt man den „Pro Chor Eslohe“ mit den „Wennetalstimmen“ und dem
Comidian „Cilly Alperscheidt, streicht am 23. September die Masse in der Schützenhalle aus und lässt
sie erkalten.

150 g Antfeld werden zu kleinen Pralinen gerollt – man bekommt zwar nur 13 Stück, aber die
begeistern sogar alle Gast-Chöre des Gesangsfest in Antfeld.

Geschmacksverstärker

Für unsere Jubiläumstorte verwenden wir nur natürliche Geschmacksverstärker in Form von
Sonderproben. Allerdings ist ein intensives Probenwochenende in Bad Fredeburg nicht nach
dem Geschmack der Sängerinnen und wird kategorisch aus dem Rezept geschmissen. Mit
Sonderproben muss man wohl vorsichtig umgehen und sie gut dosieren.

Ruhezeit
Die wesentlichen Bestandteile unserer Torte sind fertig. Sie kann nun auf einander gesetzt
werden. Die Torte muss in 3 Ferienphasen ruhen: 1 Woche Osterferien, 3 Wochen Sommerferien,
2 Wochen Herbstferien.

Die Ruhezeit endet eigentlich am 3. Dezember 2023, aus Qualitätsgründen muss sie verlängert
werden und endet erst am 22. Dezember 2023. Der freie Termin wird für die Weihnachtsfeier bei
Xaver in Vellinghausen genutzt, ein sehr schöner gemütlicher Abend. Wie gern hätten wir da schon
die Jubiläumstorte verputzt!!

Nun gut: 21. Dezember. Nun bekommt unsere Torte ihre festliche Optik:
3 Becher Sahne werden mit einer Generalprobe steif geschlagen. Die problematische Pianistin
einfach ignorieren, zugeben und so lange weiterschlagen bis wir eine homogene Masse haben.

Die ganze Jubiläumstorte mit der musikalischen Sahnemasse gleichmäßig dick einstreichen. Für
die Garnierung formen wir neun musikalische Highlights die wir phantasievoll auf der Torte verteilen.
Sterne, heilige drei Könige, Gold, Weihrauch, Myrre, eine Kinderwiege und jede Menge Glorias -
eine Weihnachtskantate von Gerd Rabe.

Die Krönung der Torte: Das Weihnachtskonzert. Besonders strahlend schmückt es unsere
Jubiläumstorte.

Welch ein Prachtstück: Groß, mächtig, süß - aber nicht zu süß, eine leichte Bitternote, die
diese Torte besonders interessant macht. Filigrane Dekorationen vollenden dieses Kunstwerk.
Die Kirsche auf unserer Sahnetorte hat sogar einen Namen: Frank Höppner. Er gibt unserer
Jubiläumstorte mit seine Weihnachtsgeschichten den letzten Schliff.

Das Weihnachtskonzert.
Beim Konzert soll unsere Torte präsentiert werden. Kunstvoll angerichtet, auf einer goldenen
Tortenplatte, geschmückt mit hunderten kleinen Lichtern wird sie von unserer Chorleiterin
hereingebracht. 

Bedächtig, mit ruhigem Schritt schreitet sie in den Raum. Doch da! Eine Stufe! Hat sie sie
gesehen? Oh nein, hat sie nicht, sie stolpert, fängt sich! Die Tortenplatte neigt sich nach vorn,
langsam, wie in Zeitlupe rutscht die Torte in Richtung Boden. Ein verzweifelter Versuch der Di-
rigentin sie zu retten scheitert!

Da liegt sie nun auf dem Boden, alle Mühe umsonst, das kann einem wirklich auf den Magen
schlagen – wie sie da so liegt sieht sie aus als hätte jemand „Magen-Darm“! Nun gut, Dinge
passieren. Das ist schade.

Aber das neue Jahr steht vor der Tür, wir werden einen dritten Versuch wagen und nutzen das
neue Jahr um das Rezept zu verfeinern. 2023 ist aber nun vorbei.