Jahresbericht 2022

Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist MAUS – JAKOBUS MAUS. Unterwegs im Auftrag ihrer Majestät.

Mein Leben findet im Untergrund statt. Heimlich – unerkannt – in ständiger Angst entdeckt zu werden.
Undercover im Jakobus-Haus in Remblinghausen. Ich sammle Informationen über die Spezies der
„Remblinghäuser“ – besonders über die Unterart der „Sängerinnen“.

Zu Beginn meiner Mission -2021- dachte ich es handelt sich um eine ausgerottete Art von Sängerinnen.
Weit und breit niemand zu sehen. Lediglich ein eingeschlossenes, verstaubtes Klavier legte die Vermu-
tung nah, dass im Jakobushaus wohl doch gesungen wird. Halten sie Winterschlaf oder waren sie etwa
ausgestorben, wie meine Vorfahren, die Dinosaurier-Mäuse? Und was ist eigentlich dieses „Corona“?

Aber dann, im Januar 2022, tat sich auf einmal etwas. Nach und nach trauten sich einige Sängerinnen aus
der Deckung. Doch grün waren sie sich anscheinend nicht. Mit einem riesigen Abstand und total vermummt
(ob die sich wohl nicht leiden können?) saßen sie dann in einem riesigen Halbkreis und fingen an zu singen.
Besonders viele waren es ja nicht, aber die Paar die da waren, hörten sich jetzt auch nicht soooo schlecht an.

Singen und Beten für die Ukraine
Am 27. März organisierten sie ein Friedensgebet vor der Kirche. Rund um eine stilisierte ukrainische Fahne
wurden Windlichter aufgestellt. Zusammen mit den Remblinghäusern wurden dann für den Frieden in der
Ukraine gesungen und gebetet. Eine schöne Geste.

Immer öfter viel der Begriff „Chorprobe“ - scheint wohl etwas Regelmäßiges zu sein. Ich werde das weiter
beobachten. Ergebnis: Chorproben finden wöchentlich statt, es kommen immer mehr Sängerinnen dazu.

Stimmbildung
Welches Geheimnis ich noch nicht ergründet habe, ist diese seltsame Stimmbildung. Eine sitzt am Klavier
und haut drauf rum und ein, zwei oder drei von diesen Sängerinne quietschen los – i- i- i, o–o–o, hu–hu hu,
wa-wa-wa-wa-wa. Seltsam, seltsam, aber es scheint denen Spaß zu machen und hört sich von mal zu mal
weniger schräg an. Wenn’s hilft.

Da hauten die auch so einen Fischersong raus und kloppten auf Plastikbechern herum. Das ist selbst für eine
007-Maus wie mich zu hoch.

Klangfarben Sommertour nach Bad Berleburg
Langsam kam sich diese seltsame „Spezies Sängerin“ wieder näher – im August war auf einmal das ganze
Rudel unterwegs – ohne Abstand und Vermummung.

Meine erste Außenmission!! Unter Einsatz meines Lebens habe ich mich in der größten Handtasche versteckt.
Die gehörte einer Mammi, Daggi oder Dagmar oder so. Ewig wühlte sie in diesem Frauensack rum, Listen, Geld,
Süßigkeiten, Schnäpschen und was weiß ich noch waren da drin. 2 x hätte sie mich fast in der Hand gehabt.
Möchte nicht wissen, was das für ein Geschrei gewesen wäre – zur Stimmbildung hätte sie dann nicht mehr
gemusst. 

Die Sängerinnen spazierten um ein Schloss herum, geführt von 2 älteren, sehr schicken Menschen (vielleicht
sind die aus dem Dino-Maus-Zeitalter gewesen). Der Name der Dame war seeeeeehr speziell: Gräfin Marie
Esther Polyxenia von Wurmbrand-Stuppach. Ich schätze das ist ein geheimer Code, da muss sich unsere
Kryptoabteilung die Zähne dran ausbeissen.

Erzählt haben sie und ihr Begleiter allerlei interessante Dinge aus der Vergangenheit – die waren tatsächlich
auch für mich neu.

Noch interessanter war allerdings der Besuch in einer „Alten Schule“ da gab es vielleicht lecker Kuchen!!! Gut,
dass bei einigen Sängerinnen ein paar Krümel für mich abgefallen sind. Aber fast wäre meine Tarnung aufge-
flogen – Glück gehabt, mich hat wieder keine gesehen.

Anschließend gings weiter zu einer vierbeinigen Rasse, die ich aber schon aus einem Einsatz in good old Texas
kannte. Dort nannte man die allerdings Büffel, hier sagt man Wisent. Die sehen sich aber ganz schön ähnlich.

Das Abendessen war sehr fleischlastig, was aber nach einer Wanderung durch das Wisentgebiet dringend nötig
war. Ich steh ja eher auf Käse. Was ich nicht herausgefunden habe war, ob die Blockhütte eigentlich der Wisent-
stall ist oder ob alle Sängerinnen in Remblinghausen in solchen Behausungen wohnen. Gemütlich und lecker
wars auf jeden Fall. Und dann mussten die Mädels auch noch einen schmettern. „Welch ein Tag!“ aus voller Brust,
in der freien Natur - war ganz O. K.

Weihnachtsfeier
Nun war erst mal nix weiter los, im Dezember gab`s dann eine sogenannte „Weihnachtsfeier“. Die sechs Ober-
häupter des Chores hatten sich da ganz schön was einfallen lassen. Übrigens, diese Oberhäupter, man nennt sie
„Vorstand“ sind ganz schön fleißig, machen `ne Menge und bezahlen auch einiges aus der eigenen Tasche. Ist ja
auch nicht selbstverständlich.

Da könnten sich „M“ und „Q“ von meinem Geheimdienst Ihrer Majestät mal `ne Scheibe von abschneiden.

Diese Spiele, die die sechs organisiert haben waren abwechslungsreich - zumindest für die allermeisten. Ach ja,
Gehirntraining nennen die hier „Am laufenden Band“. Bei einem Wichtelspiel konnte man Preise gewinnen – die
waren alle ziemlich „glitzerig“. Die Freude der Frauen war aber unüberhörbar: „Ooooo, wie schön!“ „Daaaas ist ja
hübsch.“ „Echt niiiiiiedlich!“ – Kein Deut besser als Mäusefrauen!!

Vom Abendessen habe ich überhaupt nix mitgekriegt, aber auch so gar nix. Dabei haben die Sängerinnen für ihr
Mitbring-Büfett so tolle Sachen gemacht. Eine Riesenauswahl und alles sah super-lecker aus. Aber nicht ein ein-
ziger Krümmel lag auf dem Boden.

Aktion Lichtblicke
Es gab sogar zwei ukrainische Spezialitäten, die eine Gastsängerin mitgebracht hat. Sie hat einige Zeit mit den
Frauen gesungen und will auch wieder einsteigen. Mal schauen ob’s was wird. Ihr Name ist Natalija, ich habe ja
den Verdacht, dass sie auch undercover unterwegs ist. Die Sängerinnen mögen sie sehr und haben zu ihrer Unter-
stützung bei der Weihnachtsfeier 250 EUR eingesammelt und der Tochter Anija geschenkt.

Tja, und nun ist mein Einsatz vorbei – eigentlich sollte ich als nächstes den Männerchor ausspionieren, aber der
kann den Frauen wohl kaum das Wasser reichen. Dann mache ich lieber vor meinem nächsten Einsatz einen Urlaub
in Mäuse-Male-Endivien-Salat.

In diesem Sinne: euer Maus – Jakobus Maus – mit der Lizenz zum Spionieren.